Hessischer Bildungsserver / LAKK Studienseminar für berufliche Schulen in Darmstadt

Teilzeitrefrendariat in Hessen

Teilzeitrefrendariat in Hessen

Erste Absolventin des Vorbereitungsdienstes in Teilzeit - Modell ermöglicht Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Wenn Julia Göckel auf die letzten 27 Monate zurückschaut, ist sie sehr zufrieden. Immerhin haben sich für sie in dieser Zeit zwei wichtige Lebensziele erfüllt: Sie hat ihren Vorbereitungsdienst in Darmstadt erfolgreich abgeschlossen und ist in dieser Lebensphase Mutter geworden. Viele andere Studienreferendare würden die damit verbundenen Anforderungen als sehr belastend empfinden. Nicht so Julia Göckel, die als einer der ersten Studienreferendarinnen in Hessen ihren Vorbereitungsdienst für das Lehramt an beruflichen Schulen in Teilzeit beendete.

Natürlich musste auch sie 16 Leistungsnachweise in Form von Unterrichtsbesuchen durchführen. Allerdings verteilten sich diese auf einen längeren Zeitraum, so dass pro Semester vier Unterrichtsbesuche durchgeführt werden mussten. Auch der Unterrichtseinsatz an der Schule reduzierte sich auf die Hälfte und betrug nur noch sechs Stunden pro Woche. "Auf diese Weise konnte ich Familie und Beruf vereinbaren und die damit verbundenen Herausforderungen waren gut bewältigbar", begründet die junge Lehrerin ihre Entscheidung für den Vorbereitungsdienst in Teilzeit. Schwierig fand sie es hingegen, nicht wie die in Vollzeit beschäftigen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst durchgängig in der gleichen Gruppe ausgebildet zu werden, sondern von Semester zu Semester diese zu wechseln. "Die Kontakte enden dann in der Regel mit dem Modul. Infolgedessen fühlt man natürlich in die jeweilige Semestergruppe nicht so stark integriert", sagt Göckel. Den Nachteil nimmt auch Martina Holl wahr, Leiterin des Studienseminars für berufliche Schulen in Darmstadt. "Meiner Meinung nach wird die Schwäche dieses Arbeitszeitmodells mit den daraus resultierenden Arbeitsentlastungen mehr als aufgehoben", bemerkt Holl. Dem stimmt Julia Göckel zu, die von dem Teilzeitmodell des Landes Hessen überzeugt ist. Gemäß ihrer Erfahrung sei es jedoch für eine spürbare Arbeitserleichterung wichtig, dass die Unterrichtsverpflichtung von sechs Schulstunden bei einer Halbtagsregelung auf einen Tag gelegt wird. "Folglich reduziert sich der Arbeitseinsatz auf zwei Seminartage und einen Schultag", erläutert Göckel. Dies sei von Seiten der Schulen organisatorisch natürlich nicht immer ganz einfach zu realisieren, aber sie habe sich in dieser Frage ausnahmslos durch die Seminarleitung sowie ihre Schulleitung gut unterstützt gefühlt. Trotz der Zufriedenheit mit dem Konzept des Teilzeitreferendariats sowie dessen Umsetzung, hätte sie noch einen kleine Anregung für die Zukunft: "Da die Seminarveranstaltungen auch nachmittags stattfinden und nicht immer eine Betreuung des Kindes in einer Kita und/oder durch Großeltern gegeben ist, wäre es hilfreich, wenn die Seminarzeiten flexibler gestaltet werden könnten. Ob, und wie das organisatorisch möglich ist, kann ich allerdings nicht beurteilen", bemerkt die junge Lehrerin abschließend.

Aktuell absolvieren zwei Studienreferendarinnen am Studienseminar für berufliche Schulen in Darmstadt den Vorbereitungsdienst in Teilzeit.

Damit eine noch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet werden kann, trifft sich am Studienseminar für berufliche Schulen Darmstadt zudem regelmäßig eine Arbeitsgruppe bestehend aus Studienreferendarinnen, Ausbilderinnen und Ausbildern sowie der Seminarleitung, die sich mit dem Thema beschäftigen und nach Möglichkeiten suchen, die Arbeitsbedingungen von pflegenden Angehörigen sowie Eltern im Vorbereitungsdienst zu optimieren.

M. Seipel


 

Seit dem Jahr 2015 ist es in Hessen möglich, den Vorbereitungsdienst aus familiären Gründen (Betreuung oder Pflege eines Kindes unter 18 Jahren oder einer oder eines pflegebedürftigen sonstigen Angehörigen) in Teilzeit zu durchlaufen. Diese Regelung bezieht sich jedoch lediglich auf das erste und zweite Hauptsemester, die dann je nach gewähltem Modell auf drei (2/3-Regelung) oder vier Semester (1/2-Reglung) gestreckt werden können. Infolgedessen erhalten die Betroffenen in diesem Zeitraum nur Zweidrittel oder die Hälfte der üblichen Bezüge. Weitere Informationen zum Teilzeitmodell des Vorbereitungsdienstes können folgenden Link entnommen werden.