Hessischer Bildungsserver / LAKK Studienseminar für berufliche Schulen in Darmstadt

Kompetenzfeststellung bei Lehrkräften - Nachlese der Veranstaltung mit Prof. Rauner

Kompetenzfeststellung bei Lehrkräften - Wie kann Ausbildungsqualität verbessert werden?

Eine Veranstaltung im Rahmen des XENOS-Programms

Prof. RaunerAm 10. Oktober 2012 fand zu diesem Thema eine Fortbildungsveranstaltung des Studienseminars für berufliche Schulen in der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule in Darmstadt statt.

Die Kompetenzorientierung ist sowohl in den Studienseminaren als auch in den Schulen mittlerweile ein fester Bestandteil der Ausbildung. In der Lehrerausbildung ist die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte ein zentrales Anliegen. Alle an der Ausbildung Beteiligten haben eine plausible Vorstellung davon, was „guten“ Unterricht ausmacht. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat zudem im Jahr 2004 Standards für die Lehrerbildung aufgestellt. Auch die Lernfeldpläne der Berufsschule sind an Kompetenzen ausgerichtet. Damit war eine Zielorientierung gegeben. Zu der Frage, wie die Kompetenzentwicklung gefördert werden kann, gibt es mittlerweile gute Antworten. Wie lässt sich jedoch der Erfolg bei der Kompetenzentwicklung empirisch überprüfen?

Dazu war Prof. Dr. Felix Rauner von der Forschungsgruppe Berufsbildungsforschung (i:BB) der Universität Bremen eingeladen. Seine Hauptthese lautete: „Die Kompetenz von Berufsschullehrern und Ausbildern ist der Schlüssel für ein innovatives Berufsausbildungssystem und die Kompetenzentwicklung von Berufsschülern“. Prof. Rauner hat im KOMET-Projekt eine umfangreiche quantitative Untersuchung beruflicher Kompetenzentwicklung in 40 Testklassen (Hessen/Bremen) von Auszubildenden und Fachschulstudierenden durchgeführt.

Frau Holl bei der ModerationVor rund 50 interessierten Ausbildungskräften des Studienseminars und Lehrkräften von beruflichen Schulen entwickelte Herr Prof. Rauner seine vielschichtige Begründung für ein Kompetenzmodell für Berufsschullehrkräfte. Relevante Aussagen zu Berufsschullehrerkompetenzen lassen sich aus Studien wie der PISA-Studie nur bedingt ableiten. Dies ist hinreichend nur mit domänenspezifischen Kriterien möglich in Verbindung mit einem Kompetenzmodell. „Haben gute Schüler gute Lehrer?“ (Rauner) ist die leitende Fragestellung.

Die Untersuchung bei Auszubildenden im KOMET-Projekt deckte auf, dass zwischen vergleichbaren Lerngruppen große Unterschiede in deren Kompetenzausprägung bestehen, die selbst unter der Berücksichtigung vieler bekannter Einflussgrößen nicht ohne weiteres erklärt werden können. Den Einfluss der Lehrperson auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler darf man seit jeher unterstellen; über das Ausmaß im Verhältnis zu anderen Einflussgrößen (Organisation, Ressourcen usw.) wurde oft gestritten. Die Hattie-Studien hat die hohe Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit nachgewiesen. Auch die Unterschiede in den Kompetenzausprägungen der Testgruppen im KOMET-Projekt legen es daher nahe, die Lehrerkompetenz zu messen. Gelingt dies, dann wäre das ein großer Schritt für die Qualitätsentwicklung beruflicher Bildung.

Prof. Rauner hat einen Vorschlag für die Struktur eines Kompetenz- und Messmodells „Berufsschullehrer“ vorgelegt. Aufgabenfelder für Lehrerhandeln sind:

Kompetenzniveaus

Kompetenzkomponenten

Holistische Kompetenz

1. Sozialverträglichkeit

2. Sozial-kulturelle Einbettung

3. Kreativität

Prozesskompetenz

 

4. Unterrichts- und Ausbildungsorganisation

5. Effizienz

6. Nachhaltigkeit

Funktionale Kompetenz

 

7. Berufsfachlichkeit

8. Berufs-/Fachdidaktik

9. Fachmethodik (Lehr- und Lernformen)

1. Planen, Durchführen und Auswertung beruflicher Lernprozesse

2. Entwickeln von Bildungsprogrammen

3. Planen, Entwickeln und Gestalten der Lernumgebung

4. Beteiligung an der Schulentwicklung

Dreh- und Angelpunkt ist dabei ist die Definition und Operationalisierung der Anforderungsdimension sowie die Begründung von Kompetenzniveaus (siehe dazu KMK: Argumentationspapier Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz. Bonn (Stand: 16.12.2004)).

Die domänenspezifische Erfassung von Lehrerkompetenzen steht noch am Anfang. Eine erste Erhebung mit Lehrkräften im Vorbereitungsdienst (LiV) wurde durchgeführt, um das Messinstrument selbst noch zu optimieren. Dazu erhielten die LiV offen formulierte Planungsaufgaben, für die situationsbezogene Lösungen zu entwickeln waren. Im Ansatz sind die Aufgaben mit den Testaufgaben und Lernaufgaben für die Schülerinnen und Schüler im KOMET-Projekt vergleichbar. Dieses Aufgabenformat könnte nun auch im Sinne von Lern- und Entwicklungsaufgaben für die Ausbildung im Vorbereitungsdienst eingesetzt werden.  Das heißt, Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und Auszubildende in der Berufsschule entwickeln ihre Kompetenzen mit Hilfe vergleichbarer Aufgaben, auf der Grundlage eines Kompetenzmodells. Ziel muss es dabei sein, die Qualität der Systeme Schule und Studienseminar und vor allem ihr Zusammenwirken zu optimieren.